Katzen sind das einzig Lohnende auf der Welt”

Auszuege aus Beitrag von Maria Ossowski, Kulturkorrespondentin   for ARD @ RBB Rundfunk Berlin Brandenburg

Sie ist das mit Abstand beliebteste Haustier: Gut 15 Millionen Stubentiger leben in Deutschland, 170.000 sollen es alleine in Berlin sein. Katzenliebhaberin Maria Ossowski mit einer Hommage an ihre Fellpersönlichkeiten.

Meine erste Katze ein halbes Jahrhundert nach einer katzenverliebten Grunewalder Kindheit in einer katzenverrückten Berliner Familie hieß wie ihre Fellfarbe: Bernsteinchen. Sie kam aus dem brandenburgischen Rheinsberg, dem Ort für Verliebte, und wäre sie ein Katerchen gewesen, hätte ich sie Tucholsky genannt. Der Berliner Schriftsteller und Katzennarr schrieb 1927 während eines Paris-Aufenthalts sogar einen Brief an seinen Kater Mingo: “Einen Gruß an Dich, Mingo, an Dich und an alles, was schön ist und rätselhaft, überflüssig und geschwungen, unergründlich und einsam und ewig getrennt von uns. Also an die Katzen, das Feuer, das Wasser und die Frauen. Mit einem herzlichen Fellgestreichel, Dein Peter Panter.”

Bernsteinchen drückte stundenlang auf den Knopf des CD-Players

“Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte” postulierte bereits im 14. Jahrhundert der große Humanist Francesco Petrarca. Ich gehöre zur ersten Gruppe und hatte mein unstetes Reporterleben viel zu lange ohne diese sinnstiftenden Fellpersönlichkeiten verbracht.

Also zogen Bernsteinchen und ihre Wurfschwester Springsteinchen aus Rheinsberg in meine Charlottenburger Etagenwohnung. Dort, bei einer Kulturjournalistin wenig verwunderlich, entwickelten sie sich zu Musikexpertinnen. Bernsteinchen drückte stundenlang auf den Knopf des CD-Players, um die Halterung herausfahren zu sehen und diese aus Mangel an Mäusen zu jagen und bekämpfen.

Beide liebten wie ihre Mitbewohnerin Mozart in der Interpretation der ebenfalls katzennärrischen Pianistin Clara Haskil. Bei Richard Wagner allerdings, der Hunde verehrte, flohen beide mit dick gebauschtem Schwanz auf den Dachboden.

Eine Katze liegt zwischen Tastatur und Bildschirm.(Quelle:rbb/M.Ossowski)
Eine Katze macht es sich am Arbeitsplatz bequem. | Bild: rbb/M.Ossowski

Zauberwesen, in deren Fell ich meine Hände versenke

170.000 Katzen sollen in der Hauptstadt leben. In meiner Kindheit streiften die meisten von ihnen durch Gärten, kleine Parks, auch durch die letzten Ruinen. Heute wissen wir: Freigängerkatzen leben im Schnitt nur fünf Jahre. Bernsteinchen, dieses elegant zärtliche Rheinsberger Zauberwesen, in deren Fell ich meine Hände versenken und damit alles Unbill vergessen konnte, beglückte uns zwölf Jahre.

Mit Katzenabschieden leben zu lernen, ist fast unmöglich. Nach angemessener Trauerzeit zog ein griechisches Notfellchen bei uns ein, eine magere Straßenkatze mit besten Manieren und schwarzblauen Augen. Sie nannten wir nach einer weiteren musikalischen Säulenheiligen: Maria Callas.

Die Athenerin Callas ersetzt unsere Rheinsbergerin keineswegs. Sie ergänzt das Charlottenburger Katzenglück, belegt Betten und Balkonmöbel und ist sonst eine durch und durch diskrete Vertreterin ihrer Art, zudem ungewöhnlich still.

Sonst rund und gesund, fehlt es Callas an Miau. Sie hat keine Stimme. Was passt, denn Katzen herrschen leise.

Mary Smith – Writer – Finance, Relationships, Our Companions, Art & Culture