text: nadeshda suchorukova

I go out on the street in the breaks between bombardments. I have to walk my dog. He is always whimpering, shaking, hiding behind my legs. I am tired all the time. My yard, in the middle of the skyscrapers, is silent and dead. I am no longer afraid to look around.

Across the street, the stairwell of building 105 is burning. The flames have eaten five floors and are slowly chewing on the sixth. In one room, the fire burns clean, like a fireplace. Black charred windows stand without glass. From them, like tongues, curtains gnawed by the fire fall. I look at it, calm and as if delivered.
I am sure that I will die soon.

This is the question of a few days. Everyone in this town is always waiting for death. I just want it not to be very terrible. Three days ago, a friend of my oldest nephew visited us and told us that there was a direct hit on the fire station. The guys, the rescuers, were killed. A woman’s arms, legs, head were torn off. I dream that all my body parts stay in place, even after an aerial bomb blast.

I don’t know why, but it seems important to me. Although, on the other hand, during combat operations, they won’t bury you anyway. That’s how policemen answered us when we stopped them on the street and asked what to do with the dead grandma of one of our acquaintances. They recommended to put her on the balcony. Interesting, how many balconies have dead bodies on them now?
Our house is the only one in the Peace Prospect without a direct hit. It was tangentially grazed by missiles twice, windows flew out in some apartments, but it is almost undamaged, and compared to other houses it looks like a lucky one.

The whole yard is covered with several layers of ash, glass, plastic, and metal shards. I try not to look in the direction of the iron block that fell on the children’s playground. I think it’s a missile, or maybe a mine. I don’t care, just uncomfortable. In the window of the second floor, I see a face, and I shudder. It turns out I’m afraid of living people.
My dog starts howling, and I understand that they’re about to shoot again. I stand in the street in broad daylight, and all around is grave silence. No cars, no voices, neither children nor grannies on the benches. Even the wind has died. But a couple of people are there. They are lying on the side of the house and in the parking lot, covered with outer clothes. I don’t want to look at them. I fear seeing an acquaintance.
The whole life glows in my city now in cellars. It resembles the candle in our section. To extinguish it is child’s play. Every shake, every breeze brings darkness. I try to cry, but I can’t. I feel sorry for myself, my loved ones, my husband, neighbors, friends. I return to the basement and listen there to gruesome iron crunching. Two weeks have passed, and I do not remember that there was another life at some point.

In Mariupol, people continue to sit in cellars. With each passing day, it becomes more difficult for them to survive. They have no water, no food, no light, because of the constant shelling they can’t even go out on the street. The people of Mariupol should live. Help them. Tell me about it. Let everyone know that peaceful citizens here continue to be killed.

text: nadeshda suchorukova
https://www.facebook.com/100008914326381/posts/2379969232310198/?d=n

translation: priska olha sydor
photo: giorgos moutafis (kiyev)id

Origin: FaceBook
#mariupol Ich gehe auf die Straße in den Pausen zwischen Bombardierungen. Ich muss meinen Hund ausführen. Er wimmert stets, zittert, versteckt sich hinter meinen Beinen. Ich bin die ganze Zeit müde. Mein Hof, inmitten der Hochhäuser, ist still und tot. Ich habe keine Angst mehr, mich umzuschauen.
Gegenüber brennt das Treppenhaus des Hauses 105. Die Flammen haben fünf Stockwerke gefressen und kauen langsam am sechsten. In einem Zimmer brennt das Feuer sauber, wie im Kamin. Schwarze verkohlte Fenster stehen ohne Glas. Daraus fallen, wie Zungen, vom Feuer angenagte Vorhänge heraus. Ich schaue darauf, ruhig und wie ausgeliefert.
Ich bin sicher, dass ich bald sterbe. Das ist die Frage von einigen Tagen. Alle in dieser Stadt warten ständig auf den Tod. Ich will nur, dass er nicht sehr schrecklich ist. Vor drei Tagen besuchte uns ein Freund meines ältesten Neffen und erzählte, dass es einen Volltreffer auf die Feuerwehrzentrale gab. Die Jungs, die Retter, sind umgekommen. Einer Frau wurden Arme, Beine, Kopf abgerissen. Ich träume davon, dass alle meine Körperteile am Platz bleiben, selbst nach einer Fliegerbombenexplosion.
Ich weiß nicht warum, aber es kommt mir wichtig vor. Obwohl, andererseits, während der Kampfhandlungen wird man einen sowieso nicht bestatten. So haben uns Polizisten geantwortet, als wir sie auf der Straße anhielten und fragten, was wir mit der toten Oma eines unserer Bekannten tun sollen. Sie empfahlen, sie auf den Balkon zu legen. Interessant, auf wie vielen Balkonen liegen jetzt tote Körper? 
Unser Haus ist das einzige im Frieden-Prospekt ohne Volltreffer. Es wurde zweimal von Raketen tangential gestreift, in einigen Wohnungen flogen Fenster heraus, aber es ist fast unbeschädigt, und im Vergleich mit anderen Häusern sieht es wie ein Glückspilz aus. 
Der ganze Hof ist mit mehreren Schichten von Asche, Glas, Plastik und Metallscherben bedeckt. Ich versuche, nicht in die Richtung des Eisenklotzes zu schauen, der auf den Kinderspielplatz gefallen ist. Ich denke, das ist eine Rakete, oder vielleicht eine Mine. Es ist mir egal, nur unangenehm. Im Fenster des zweiten Obergeschosses sehe ich ein Gesicht, und mich schaudert es. Es stellt sich heraus, dass ich Angst vor lebenden Menschen habe.
Mein Hund beginnt zu heulen, und ich verstehe, dass man gleich wieder schießen wird. Ich stehe am hellen Tag auf der Straße, und rund herum ist Grabesstille. Keine Autos, keine Stimmen, weder Kinder noch Omis auf den Bänken. Selbst der Wind ist gestorben. Aber ein Paar Menschen sind doch da. Sie liegen an der Hausseite und auf dem Parkplatz, gedeckt mit Oberbekleidung. Ich will sie nicht anschauen. Ich fürchte, einen Bekannten zu sehen. 
Das ganze Leben glüht in meiner Stadt jetzt in Kellern. Es ähnelt der Kerze in unserem Abschnitt. Sie zu löschen ist kinderleicht. Jede Erschütterung, jeder Windhauch bringt Dunkelheit. Ich versuche zu weinen, aber ich kann nicht. Ich habe Mitleid mit mir, mit meinen Angehörigen, meinem Mann, Nachbarn, Freunden. Ich kehre zurück in den Keller und höre dort grausigen Eisengeknirsche zu. Zwei Wochen sind vergangen, und ich weiß nicht mehr, dass es irgendwann ein anderes Leben gab. 
In Mariupol sitzen Menschen weiterhin in Kellern. Mit jedem Tag wird es für sie schwieriger, zu überleben. Sie haben kein Wasser, kein Essen, kein Licht, wegen des ständigen Beschusses können sie nicht mal auf die Straße gehen. Die Einwohner von Mariupol sollen leben. Helft ihnen. Erzählt darüber. Alle sollen wissen, dass hier friedliche Bürger weiter getötet werden.
 
text: nadeshda suchorukova
 
übersetzung: priska olha sydor
foto: giorgos moutafis (kiyev)id

Lilly Botto -Writer -” House & Garden” Category